Alles zu Thema Tennissaiten

[Quelle https://www.tennisredaktion.de/alles-zum-thema-saiten/]

Grundsätzlich lassen sich Tennissaiten in »elastische« und »unelas­tische« Saiten aufteilen. Desto elastischer eine Saite ist, desto mehr Energie kann sie speichern. Je unelastischer eine Saite ist, desto weniger Energie kann sie speichern. Stellen wir uns zur Ver­bildlichung einfach zwei Schläger vor: der erste ist mit einem Gummi­band, der zweite mit einem Stahlseil bespannt, dass zeigt den Unterschied am deutlichsten. Jetzt könnte man ja grundsätzlich annehmen, dass eine elastische Saite besser sei als eine unelastische. Da das Spiel nun aber »Tennis« und nicht »Ballweitschießen« heißt, ist es eben nicht ganz so einfach! Wie so oft, kommt es doch wieder auf den Spielertyp an. Grundsätzlich gilt nun Folgendes: je  langsamer die Zuschlag­ge­schwindigkeit des Spielers, desto elastischer sollte die von ihm eingesetzte Saite sein. Je schneller der Spieler zuschlägt, desto unelastischer sollte seine Saite sein. Generell unterscheiden wir fünf Saitentypen: Naturdarmsaiten, Multifilamentsaiten, Synthetic Gut Saiten, Co-Polyestersaiten, Hybridsaiten und Naturdarmsaiten.

Naturdarmsaiten

Naturdarmsaiten sind die elastischsten auf dem Markt erhält­ichen Saiten. In der Regel aus Kuhdärmen hergestellt, laufen sie häufig unter der Bezeichnung »natural gut« (»gut« englisch für »Darm«). Vor allem Spieler, die mit viel »Touch« spielen, also viel mit Slice, Stops und Lobs agieren, profitieren von dem her­aus­­ragenden Feedback von »natural gut«. Es spielen übrigens viele Profis eine Kombination aus einer Naturdarm­saite quer und einer Kunstsaite längs. Da Darmsaiten aber enorm empfindlich, kurzlebig und teuer sind (gute sind nicht unter 20 Euro pro Set erhältlich), sind sie für gewöhnliche Clubspieler zumeist kein Thema. Nicht zu vergessen: minderwertigere Naturdarm­saiten werden aus Schafsdarm hergestellt. Diese sind zumeist auch deutlich günstiger, so dass Du auf der Hut sein solltest, bevor Du das vermeintliche »natural gut«-Schnäppchen« machst.

Multifilamentsaiten

Multifile Tennissaiten sind bezüglich ihrer Spieleigenschaften, den (noch) kostenintensiveren Naturdarmsaiten am ähnlichsten. Ihr Kern besteht oft aus tausenden miteinander verdrillten­/verwo­benen Einzelfasern teils unterschiedlicher Materialien, die wieder­um mit einer widerstandsfähigen Außenschicht versehen werden, um ihre Haltbarkeit zu steigern und sie vor dem für diese Saiten typischen »Auffasern« zu schützen. Aufgrund ihrer komplexen Produktionsweise sind die »Multis« natürlich nicht gerade günstig zu erwerben, bieten dafür aber hervorragende Spieleigenschaften, eine exzellente Rückmeldung, sind armschonend und zudem auch noch deutlich langlebiger als Naturdarmsaiten. Besonders empfehlenswert sind die »Multis« für Spieler die ein maxi­males Ballgefühl haben möchten und/oder unter Armproblemen leiden und daher eine komfortable, sich weich anfühlende Saite spielen wollen. Darüber hinaus eignen sich multifile Saiten übrigens hervorragend für Hybridbespannungen mit Polyestersaiten, deren Spieleigen­schaften sie erheblich verbessern. Außerdem braucht man dann, sofern man selbst bespannt, auch nur noch sechs Meter Multi­-Bespannung, so dass sich eine derartige Investition früher oder später rechnet. Wie gesagt: sofern man selbst bespannt!
Synthetic Gut Saiten

Synthetic Gut Saiten stehen stellvertretend für alle Kunst­saiten mit einem monofilen Kern und diversen Ummantelungen aus dün­neren Fasern verschiedenster Materialien, die den für »Syn Guts« typischen, relativ hohen Spannungsverlust redu­zieren und sie zusätzlich haltbarer machen sollen. Synthetic Gut Saiten sind sehr elastisch, armschonend, bieten ausgewogene Spieleigenschaf­ten und ein gutes Feedback, so dass sie gern von taktisch spie­lenden »Allroundern« und Spielern mit Armproblemen verwendet werden. Darüber hinaus lassen sich »Syn Guts« auch hervor­ragend mit den härteren Polyestersaiten kombinieren, (Syn Gut quer – Poly längs), so dass an einem solchen Hybridverbund auch hart schlagende »Baseliner« und Topspinspieler ihre pure Freude haben und zusätzlich für alle gefühlvollen unterschnittenen Bällen, Volley oder Stopps auch noch die notwendige Rückmeldung aus ihrem Saiten­bett bekommen.

Polyestersaiten

Polyestersaiten sind der Renner des 21. Jahrhunderts: extremste Haltbarkeit, gute Kontrolle und beste Spineigenschaften bei einem sehr günstigen Preis sind ihre Hauptkaufargumente. Zwar sind sie eigentlich nur für Spieler mit schneller Zuschlag­bewegung geeig­net, doch da fast alle Tennisprofis diese Saiten spielen, (zumindest auf der Längssaite) hat sie sich auch im Breitensport durchgesetzt. Da die »Polys« allerdings sehr hart sind, bekommen speziell Kinder und Senioren schnell Armprobleme, so dass sensiblere Spieler besser zu einer »Syn Gut« oder »Multi« greifen sollten, auch wenn gerade Letztere deutlich teurer sind, sollte hier sicher nicht am falschen Ende gespart werden. Im Übrigen gibt es derweil große Unterschiede zwischen den in die Jahre gekommenen »gewöhnlichen Polyestersaiten« und den neueren »Hightech Co-Polyestersaiten«, denen verschiedenste Komponenten beigemischt werden, um ihre Spieleigenschaften in die eine oder die andere Richtung zu optimieren.
Hybridsaiten

Hybridsaiten stehen grundsätzlich für alle Kombinationen aus zwei unterschiedlichen Tennissaiten. Die eine für die Längs-, die andere für die Quersaite. Da im Normalfall immer die Längssaite reißt, weil sie sich stärker bewegt und an der Quersaite durchscheuert, verwendet man bei Hybridbespannungen in der Regel eine steife, haltbare Co-Polyestersaite längs und eine elastische Natural Gut, Multifile, oder Synthetic Gut Saite quer zum Ausgleich. Bei harten Schlägen verhindert die steife Poly Saite ein zu tiefes Eintauchen des Balles in das Saitenbett und somit zusätzlich eine zu große Energiespeicherung in der Saite, woraus die notwendige Ball­kontrolle resultiert. Bei allen langsameren und/oder statischen Schlägen vermittelt die weichere, elastische Quersaite ein entsprechendes Feedback, woraus ein hervorragendes Ballgefühl hervorgeht. Alles in allem sind Hybridbespannungen die optimale Lösung für hartschlagende »Baseliner«, die weder auf Ballkontrolle, noch auf Touch verzichten wollen und von ihrer Saite erwarten, dass sie sich dennoch ein paar Wochen ohne nennenswerten Spannungs­verlust spielen lässt. Zudem verhalten sich Hybridsaiten in der Regel deutlich komfortabler, als gewöhnliche (Co-)Polyestersaiten, so dass sie auch für Spieler mit Armproblemen eine gute Wahl darstellen.

Was Du sonst noch über Saiten wissen solltest

Die Saite, mit der Du spielst, ist mindestens genauso wichtig, wie Dein Schläger. Schließlich hast Du unterm Strich nichts gewonnen, wenn Du zwar den richtigen Schläger, dafür aber die falsche Saite oder aber eine unpassende Bespannungshärte spielst. Allgemein gilt: je härter bespannt wird, desto unelastischer verhalten sich die Saiten. Daraus resultiert zwar eine verminderte Energie­speicherungskapazität der Saite, was Deine maximal erziel­baren Ballgeschwindigkeiten reduziert, dafür steigert es aber auch Deine Ballkontrolle bei allen harten Schlägen. Zudem gilt es zu berücksichtigen, dass sich härter bespannte Schläger auch grundsätzlich härter anfühlen, so dass sensiblere Spieler besser etwas weicher bespannen sollten, um ihren Schlagarm nicht zu sehr zu belasten. Umgekehrt beschert eine weichere Be­spannung mehr Power und damit verbunden einen entsprech­enden Verlust an Ballkontrolle, sobald etwas härter auf den Ball draufgegangen wird. Dafür bieten sie allerdings eine bessere Rückmeldung, mehr Touch bei allen gefühlvollen Schlägen und schonen Deinen Schlag­arm.

Saitenstärke und Besaitungshärte

Die verwendete Saitenstärke spielt übrigens ebenfalls eine nicht zu unterschätzende Rolle. Erhältlich sind Durchmesser von 1,10 bis 1,40 mm. Dünnere Saiten bieten grundsätzlich mehr Elastizität, Power, Ballgefühl, Spin und Armschonung, stärkere Saiten mehr Ballkontrolle, Haltbarkeit und Spannungsstabilität. Welche Saiten­stärke für Dich nun die richtige ist, lässt sich allerdings nicht nur mit Deinen spielerischen Vorlieben begründen. Von ausschlaggebender Relevanz ist weiterhin Deine Schlägerkopfgröße. Generell gilt: Spielst Du einen großen Schlägerkopf, (über 660 cm²) nimmst Du besser eine etwas stärkere Saite, spielst Du hingegen einen kleineren Schlägerkopf (unter 660 cm²) solltest Du eher zu einer etwas dünneren Saite tendieren. Zudem gilt, dass man Groß­kopfschläger generell ein bis zwei Kilo härter bespannen sollte, als Klein­kopf­schläger, da sich die Bespannungshärte auf ersteren Schlä­gern über eine größere Wegstrecke verteilt und sie sich bei gleicher Bespannungshärte viel weicher und elastischer spielen würden.

Nicht zu vergessen: Tennissaiten verlieren mit der Zeit an Elastizität, sie werden also steif! Darunter leidet zum einen ihre Spielbarkeit (sie fühlen sich tot an) und zum anderen Dein Schlagarm, weil eine härter werdende Saite ihn zunehmend belasten wird. Aus diesem Grunde solltest Du Deine Schläger alle zwei bis drei Monate Monate neu bespannen (lassen).

(geschrieben von Tennisredaktion)

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